24. November 2023

RezensionRudolf Brandner: Die Ideologie der Menschenrechte und das Ethos des Menschseins

Die Werkreihe von Tumult

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Brandner, Rudolf: Die Ideologie der Menschenrechte und das Ethos des Menschseins, 108 Seiten, 18,00 Euro, Manuscriptum 2022

Umfassend nimmt Rudolf Brandner, habilitierter Philosoph (Freiburg, Heidelberg, Paris) zur Theorie der Menschenrechte aus philosophischer Sicht Stellung. Hauptschwerpunkt des Buches ist das Paradoxon, dass die „Menschenrechte“ von eben der Instanz zu gewährleisten sind, der Staatsmacht, gegen deren Übermacht sie gerichtet sind. Der Autor beginnt mit einer Analyse und Geschichte der Menschenrechte der „ersten Generation“ (Abwehrrechte), erläutert die „zweite Generation (Anspruchsrechte sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Art) und endet bei der „dritten Generation“ (weltweite Gleichheit aller staatlich zu verantwortenden Lebensverhältnisse). Letzteres lässt sich, laut Brandner, nur dadurch „auflösen, dass der Staat qua Nationalstaat selbst zu einem partikulären Einzelnen degradiert und durch einen Welteinheitsstaat überwölbt wird. Die innere Logik des Menschenrechtsdiskurses impliziert damit die Aufhebung der kulturgeschichtlich formierten Einzelstaaten, weil anders als durch die Transzendenz der Staatlichkeit der Widerspruch nicht auflösbar ist.“ So richtig, so kurz. Die übrigen Kapitel des Buches sind leider redundant. Jedenfalls enthalten sie keine wirklich neuen Erkenntnisse, auch wenn es natürlich richtig ist, dass es „gänzlich absurd (wäre), die Aufgabe des Staates darin zu sehen, die Bürger vor ihm, seiner Übermacht, zu schützen. Denn dazu bräuchte er sich nur selbst aufzulösen“. Richtig ist natürlich auch, dass weder die „Bill of Rights“ (USA 1776) noch die „Erklärung der Menschenrechte“ (Frankreich 1789) der Tugend zum Sieg verholfen haben. Gleichwohl löst der Autor das Paradoxon nicht auf. Im Gegenteil: „Die Stärke des Rechts ist das Recht des Stärkeren – und dies muss in jedem Falle das institutionelle Gemeinschaftssubjekt Staat sein, soll er nicht anarchisch in wechselseitige Übermächtigungen von Partikularinteressen zerfallen.“ Einzig das Kapitel „Würde – Prüfungen und Klärungen eines Begriffs“ bietet am Ende einen Mehrwert.


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